Die POLIZEIKLASSE ist ein interdisziplinäres klassen- und gesellschaftsübergreifendes kollektivistisches akademisches Experimental-Projekt der sozialplastisch bildenden Künste. Ein Themenschwerpunkt ist die kritische Auseinandersetzung mit realpolitischen Fragestellungen und deren Folgen für Kunst- und Kulturbetrieb. Ein Versuchslabor für individuelle Autonomie in kollektiver Aktion.
Kurz:


Text von Nora Börding:

"Genau 50 Jahre nach der 68er Studentenbewegung, hat sich 2018 wieder eine Gruppe an Studierenden zusammengefunden, um gegen die momentane Politik zu protestieren. Die PolizeiKlasse sagt NEIN zum Polizeiaufgabengesetz, NEIN zur aktuellen politischen Situation und NEIN zum Ruf der Politikverdrossenheit der Generation Y. Aber wer ist Teil der PolizeiKlasse, wie organisiert sie sich und inwiefern zeigt uns dieses Kollektiv, dass aktive Beteiligung an der Demokratie in der heutigen Zeit gebraucht wird?
Die PolizeiKlasse ist ein Künstler*innenkollektiv, welches sich als Protestbewegung vor dem Erlass des neuen Polizeiaufgabengesetzes in Bayern gebildet hat. Während ihr Mittelpunkt zunächst in der erstrebten Abwendung des PAG stand, machen sie mittlerweile mit verschiedensten Aktionen auf ihre Unzufriedenheit mit der momentanen Politik in Bayern aufmerksam. Nicht nur Studierende der Kunstakademie München, wo sich das Kollektiv gegründet hat, sondern auch Studierende aus anderen Universitäten, sowie Nichtstudierende sind Teil des Kollektivs. So ergibt sich eine Mischung aus angehenden Künstler*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Jurist*innen oder auch Ethnolog*innen; vereint durch ihren Wunsch, aktiv am politischen Diskurs teilzunehmen und diesen zu verändern.

Als Kollektiv besteht der Fokus darin, nicht als Einzelpersonen gesehen zu werden. Vielmehr sehen und definieren sie sich als Gruppe, die den Einzelnen schützt, solange dieser im Interesse der PolizeiKlasse fungiert. In den für jeden offenen Orbits wird immer wieder viel darüber diskutiert, was genau die PolizeiKlasse ist, denn ein konkretes Ziel haben sie als Gruppe noch nicht definiert. Der Hauptteil ihrer Arbeit ist es, erst mal etwas zu bewegen, etwas zu machen; Aufmerksamkeit für ihre Unzufriedenheit zu erlangen, um in den öffentlichen Diskurs zu gelangen. So stellten sie unteranderem in ganz München falsche Überwachungskameras auf, nahmen aktiv an den aktuellen Großdemonstrationen in München teil, erbrachen sich in blau vor die bayerische Staatskanzlei oder organisierten ein „offizielles“ Treffen mit Markus Söder, wo dieser Frage und Antwort zum aktuellen PAG stehen würde. Bei dieser Art von Aktionen geht es vor allem darum, die Öffentlichkeit mit einzubeziehen und Teil einer größeren Bewegung in Bayern zu werden. So scheint die PolizeiKlasse vor allem Bewusstseinsarbeit in ihrer Generation zu betreiben, um gegen die Politikverdrossenheit anzukämpfen, denn „nur durch eine größere Politisierung der neuen Generation kann auch eine Veränderung erreicht werden.“

Gerade die Symbiose aus Politik, Kunst und Aktivismus erleichtert die Teilnahme und den Einstieg an politischer Arbeit, da so ein Raum geschaffen wird, den die Jugendorganisationen der bestehenden Parteien nicht bieten können. Schnell wird klar, dass sich die PolizeiKlasse auch aus dem Wunsch nach zeitgemäßerer Politik zusammengefunden hat. Diese kann jedoch nur durch eine große, aktive Beteiligung der Generation erreicht werden, die die Politik von morgen mitbestimmen wird.

Und was wäre das Schlimmste für die PolizeiKlasse? „Dass sie für immer bestehen bleiben muss. Denn das würde bedeuten, dass sich die politische Situation nicht verändert.“"